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Unterwegs in der Welt – Tampere, Finnland

Mit Finnland bin ich sehr stark verbunden, das liegt vor allem daran, dass ich mit 15 knapp ein Jahr lang als Austauschschülerin in Espoo, in der Nähe von Helsinki gelebt habe. Ich bin super naiv nach Finnland gegangen, ich hatte keine Ahnung vom Land, der Kultur oder der Sprache. In diesem Jahr habe ich so viele neue Sachen kennen gelernt. Ich musste in einer neuen und fremden Sprache die Schule besuchen, ich durfte die finnische Küche kennenlernen, bin manchmal an der finnischen Mentalität verzweifelt, habe Selbstständigkeit und einen ganzen neuen Ehrgeiz entwickelt. Ich habe viel von Finnland gesehen, war in verschiedenen Städten, in Lappland, ganz einsam am See im Mökki (finnisches Sommerhaus), ich schaute auf einer Insel der Sonne beim nicht untergehen zu und habe mich in dieses Land verliebt. In diesem Jahr habe ich so viel gesehen und gelernt, ich bin unglaublich dankbar für diese Erfahrung, die mich dann ja auch zu meinem heutigen Studium Skandinavistik geführt hat. Und ich bin jedes Mal sehr glücklich, wenn ich die Möglichkeit habe, nach Finnland zu reisen. Heute möchte ich dich nicht nur mit nach Tampere nehmen, sondern dir auch etwas zu den finnischen Mittsommerbräuchen und finnischen Spezialitäten erzählen. Nebenbei kannst du auch gleich noch ein paar Brocken Finnisch mit mir lernen, also wenn das nichts ist, dann weiß ich auch nicht.

Mit dem Flugzeug bin ich von Berlin nach Helsinki geflogen und vom Flughafen direkt mit dem Zug weiter nach Tampere. Dort angekommen ging es auch schon sofort in die Juhannusvorbereitungen. Juhannus ist das finnische Wort für Mittsommer. Auf Schwedisch ist es übrigens Midsommar. Mit der Fähre ging es vom Tampere auf eine kleine Insel (Saari), wo es Tanz und Musik und am Abend auch das berüchtigte Juhannuskokko – Mittsommerfeuer – gab. Zuerst stärkten wir uns aber mit einem kleinen Barbecue, was sehr typisch für den Mittsommerabend ist, dazu gab es Kartoffelsalat aus neuen Kartoffeln (auch sehr typisch für Juhannus), Guacamole, Hummus und finnischen Cider. Meine Freundin hatte das meiste schon vorher besorgt, denn zu Juhannus sind nur einige Supermärkte geöffnet, da die meisten Finnen die Stadt fast schon fluchtartig verlassen, um das Wochenende in ihrem Mökki zu verbringen. Viele leiten mit dem Juhannuswochenende auch ihren Sommerurlaub ein.

Der nächste Punkt auf meiner Liste war das Binden von Blumenkränzen. Das ist nicht ganz so typisch für Finnland, dafür aber für Schweden und ich wollte es unbedingt machen. Also pflückten wir uns einige Blumen zusammen und banden daraus Kränze. Für den ersten Versuch ganz gut gelungen, finde ich. Wir hatten auf jeden Fall unseren Spaß.

Um 21 Uhr wurde das Juhannuskokko angezündet, anders als in Schweden, wird in Finnland nicht um das Feuer herumgetanzt, ging in diesem Fall auch nicht wirklich. Anschließend haben wir den älteren Herrschaften dabei zugeguckt, wie sie motiviert und schwingend finnischen Tango getanzt haben. Das war wirklich sehr niedlich anzuschauen.

Dann ging auch schon die letzte Fähre zurück, die Überfahrt kostet übrigens 15€ für insgesamt 40 Minuten Fahrt (Hin und Rück), aber damit muss man in Finnland rechnen und mittlerweile können mich die Preise auch gar nicht mehr schocken, weil ich sie eh immer noch höher schätze. Den Nachhauseweg konnten wir noch im Hellen machen, denn dunkel ist es gar nicht geworden, höchstens etwas dämmrig. Wunderschön!

Beim Blumenpflücken haben wir darauf geachtet, 9 verschiedene Blumen zu sammeln. Leider haben wir nur 8 gefunden und ich musste ein Blümchen aus einem öffentlichen Blumentopf klauen, das gibt bestimmt schlechtes Karma. Diese haben wir vor dem Schlafengehen unter unsere Kissen gelegt. Angeblich wird der Mensch von dem man dann in dieser Nacht träumt, der/die zukünftige Ehemann/-frau. Von wem ich wohl geträumt habe?

Normalerweise gehen die Finnen auch noch in die Juhannussauna, das haben wir wegen meiner späten Ankunft auf den nächsten Tag verschoben. Die ganze Stadt war so leer, aber in der Sauna am See haben wir uns gestapelt. Von der Sauna direkt in den See, gibt einem übrigens ein unglaublich gutes Gefühl, auch, wenn es vielleicht erst mal etwas Überwindung kostet. Immerhin betrug die Wassertemperatur 14° C, ich war auch schon im Eisloch nach der Sauna, das war doch um einiges kälter.

Meine Freundin hatte, glaube ich, ganz schön zu tun mit mir, nicht nur, dass sie mein Wunschprogramm (Blumenkranz, Sauna, Café) mit mir abarbeiten musste, sie musste auch alle meine finnischen Lieblingsspeisen mit mir essen. Ganz vorne dabei Karjalan Piirakka (Karelische Pirrogen) mit Eibutter, die gab es eigentlich jeden Tag. Die sind auch gar nicht so schwer selber zu machen, ein Rezept dafür findet ihr hier, aber trotzdem muss man sich auch erst einmal dafür motivieren, kaufen geht dann doch einfacher. Außerdem gab es Pinatti Pannukaku ja puolukka hillo – Spinateierkuchen mit Preiselbeermarmelade. Das ist wirklich ganz einfach zu machen und werde ich auch demnächst zeigen.

Es gab natürlich noch viel mehr zu essen. Ich liebe Vispipuuro, Puuro ist Brei und Vispipuuro ist eine Art Brei aus Preiselbeeren. Ich esse ihn am liebsten nur mit Zucker – super gesund, ich sag´s euch –  man kann ihn aber auch mit Milch oder Vanillesoße essen. Solltet ihr unbedingt probieren, wenn ihr mal in Finnland seid. Genau so Leipäjuusto ja lakkahillo, Brotkäse mit Moltebeermarmelade. Brotkäse, da das Molkeprodukt im Ofen gebacken wird. Den isst man dann aber übrigens kalt.

Ganz der Etikette folgend, haben wir unseren Kaffee natürlich aus Muumintassen getrunken. Muumin ist, wie soll es auch anderes sein, die finnische Schreibweise. Und dann gab es natürlich noch zum krönenden Abschluss lakritsijäätelö – Lakritzeis. Lakritzliebhaber kommen in Deutschland ja leider etwas zu kurz. Eines meiner Lieblingswörter ist übrigens jäätelötötterö – Eiswaffel. Sprich es einfach mal laut aus, einfach wie es da steht, es erfreut auf jeden Fall.

Nach den ganzen kulinarischen Tipps aus dem Supermarkt, habe ich jetzt auch noch Tipps, wo du genüsslich in Tampere den Tag verbringen kannst Tampere ist zwar die drittgrößte Stadt Finnland, trotzdem kann man es ganz gut fußläufig durchqueren. Es gibt einige schöne Parks und sogar einen Freizeitpark.

Für etwas Musik, einen Markt mit handgemachten Sachen und einige kleine, süße Lädchen geht man am besten zum Tallipiha – Pferdehof – in der Kuninkaankatu 4. Dort findet man unter anderem das Suklaapuoti – Schokoladengeschäft –  wo es allerfeinste und unglaublich schöne Schokolade und andere Leckereien gibt. Es war hier übrigens gar nicht so einfach, Bilder ohne Kinder zu machen, die rannten nämlich fröhlich  und unbeschwert kreuz und quer.

Zum Schluss empfehle ich euch noch das Kahvila Runo – Café Gedicht – dieses findet ihr in der Ojakatu 3. Dort hatten wir sehr leckeren Kuchen und Kaffee, auch wenn das Stück 6,50€ gekostet hat. Man gönnt sich ja sonst nichts.

In Tampere werden übrigens auch die Straßen zu Kunst.

Zum Schluss meines ganz schön langen Beitrages möchte ich euch noch zeigen, was ich für meine Freundin nach Finnland mitgenommen habe und was ich aus Finnland zurückgebracht habe. Bei uns herrscht nämlich bei jedem Treffen ein großer Austausch von Nahrungsmitteln. Nach Finnlang gingen ein paar Brotaufstriche, Schokolade, Gummibärchen, Wein, Jägermeister und Berliner Luft.

Aus Finnland habe ich Schokolade, Salmiakki, Weingummi, eine Kochzeitung, Haferflocken und eine Muuminpostkarte mitgebracht (und noch ein paar nicht essbare Sachen, denn Sonntag hatten zu meinem Glück einige Geschäfte wieder geöffnet, darunter Finlayson mit Juhannusrabatt von 60%, da konnte ich einfach nicht dran vorbeigehen).

Warst du schon mal in Finnland oder hast noch Fragen?
Haleja ja pusuja – Umarmungen und Küsse

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